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1

Lass uns Margeriten pflücken und mit dem Abzählreim der Liebenden beglücken: ...mich, ... mich nicht...

Lass uns den Margeritenritus vollziehen und Blatt um Blatt unser Empfinden erblühen: ...dich...dich nicht...

Lass uns Margariten züchten und von Zögern und Furcht in Nähe flüchten, ganz gleich, was die Blüten unserem Zusammensein vorher ersinnen.

Lass uns den Margeritenzyklus kultivieren und einander nie mehr verlieren, solange wir mit uns immer wieder von vorne zu beginnen.

2

Sprichst noch, still (in memoriam Rose Ausländer)

Im alles verwelkenden
Garten der Stunden
duftet dein Name
nach Stimmen.

Flüsternde Knospen,
die das Schweigen überatmen.
Du Rose, die nie verblüht,
trägst vergessene Wörter
als Dornen.

Wer dich bricht,
dem wächst
keine Sprache nach.

3

Mein
Mittemärzmagnolienherz
wächst und gedeiht jetzt
immerzu.
Was mir blüht
nach soviel Winterwinter
bist Du und Du und Du.

4

Madeiras vulkanischer Körper schüttet Chlorophyll aus, kaum dass der Frühling aus dem zerklüfteten Bett Atlantis steigt, wo er abends tief behütet ins Geheimnis sinkt. Schlaftrunken inhaliert er auftauendes Inselgrün, bestäubt und betäubt sich mit Knospen, die nach Salz  und Sternen duften. Nur einen Sommeratemzug entfernt wuchern Farbschnäbel ins horizontlose Blau. Madeiras Mädchen verneigen sich stumm vor der Königin, die auf ihrem Kopf den Kamm von Bunt wie eine Krone trägt. Sie wendet ihr Haupt der Hauptstadt zu, wenn Funchal sein versinkendes Licht in felsenschwere Gischt erbricht. Die jungen Madonnen schmücken dann in Sehnsuchtsgemächern ihr Haar mit den heiligen Blütenfächern der Strelizien. In stillen Exerzitien pflücken sie zur Nacht Gebete vom Himmel, um die Blumenpracht in Andacht zu ehren, von der sich die Mythen ihrer ewig blühenden Heimat ernähren.

5

Der geheimnisvolle stolze Vogel Phantasie
schüttelt sich das Fliedergefieder,
verwandelt sich in einen Pfau von Frau,
die ein Fliedermieder trägt
und verführerische Fliederlieder singt,
sirenengleiches Flöten, Zwitschern, Trällern.
Die scheue Schöne rollt die Fliederlider
und schlägt ein Rad aus tausend Augen,
die nicht zum Fliegen taugen. 
Der unantastbare Leib Weib
verwandelt sich zurück
in reinen Flieder wieder,
der sich als violette Feder wiegt
im leichten Wind der Nacht,
wo jeder Gedanke an die Weiblichkeit
aus erträumten Frauen
Fliederwesen macht.

6

Mailänder MaiMohn scharlachrote Reise wildblühende Gleise südlicher  Schienenstrang lang im Vorbeirauschen Palazzos, Echos von Bajazzos, ferner Klang von Wellen und Küstenkastelle, ligurisches Meereslauschen von Monterosso nach Vernazza, von der Hafen-Piazza zur via d´amore due amici una cuore opiatisches Verlangen herzverfangen in passione obsessione scharlachabendrotes Sonnenblühen Hinüberglühen in die Nacht das Dunkel erwacht Tagesverlauf und über Cinque terre geht Vollmohn auf 

7

Der Löwenzahn zieht die Kinder in seinen Bann, 
weil er sich in eine Pusteblume verwandeln kann.
Er verzaubert alle mit seinem weichen Flaum.
Ob Mädchen oder Junge, die Kleinen wagen kaum
zu atmen, wenn sie in seiner Nähe sind.
Denn schließlich sehnt sich ein jedes Kind
danach aus voller Lunge loszupusten
und dann das Lachen rauszuprusten,
wenn die Blume wie vom Winde verweht.
Womit zugleich die Freude vergeht.
Löst sich der begehrte Löwenzahn doch auf in Nichts,
entschwindet, als wär er nie gewesen, in Luft und Licht.
So lehrt er Uneitelkeit,
damit die Jugend früh erkennt und nicht vergißt,
dass Schönheit
ein zartes Pflänzchen und sehr vergänglich ist.

8

Morgens kann man sehen,
wie sie beginnen sich zu verdrehen,
über Weizenähren
ihre Köpfe recken,
zur Sonne strecken
mit ihr wandern im Kreis,
die sie mit Licht und Wärme speist,
um sie zu nähren.
Abends kann man sehen,
dass sie aufhören sich zu verdrehen.
Ihre Köpfe sinken
tagschwer zur warmen Erde.
Auch die ist ihnen gut gesonnen,
spendet ihnen, wenn sie müde werden
die Blumen vom Sonnen,
kühlendes Wasser zum Trinken.

9

Es war einmal ein geheimes vergessenes Königreich,
das lag tief versunken in einem kleinen Seerosenteich.
Unter den schönen Blättern und Blüten der edlen Seerosen
lebte eine Froschkönigin, die übte heimlich verführerische Posen
im Wasserspiegel, wenn sie auf einem der Seerosenblätter saß
und über ihre Prinzen-Sehnsucht ganz ihr Aussehen vergaß.
Und dann kam eines Tages ein stolzer schöner Prinz daher,
der sah sie dort sitzen und weinen und das rührte ihn sehr.
Er hob die verwunschene Königin von ihrem Seerosenteich
und küßte die Fröschin auf ihre Lippen, ganz zart und weich.
Die verwandelte sich sogleich in ein wunderschönes sinnliches Weib
und schenkte dem Retter zum Dank ihr Herz und auch ihren Leib.
Und sind sie in ihrem Teichkönigreich geblieben,
dann machen sie noch heute dort Seerosenliebe.

10

Reminiszenz in Sepia
Zuletzt, da zieren ihre krausen Köpfe die Kränze
auf den frischen Gräbern ehemaliger Tänzer -
Kavaliere in den besten Jahren,
aus längst vergessenen Zeiten,
die meistens etwas melancholisch waren
bei heiteren und anderen Geselligkeiten.
Die Herren, die so melancholisch in den besten Jahren waren,
die glänzten mit gelackten Schuhen und Pomade in den Haaren,
mit gestärkten blütenweißen Hemdenkragen, silbergestreiften Krawatten,
die sie nur für diese ganz besonderen Tanzteetage ausgeliehen hatten.
Da trugen Sie am Sakko- oder Frackrevers stets eine frisch gepflückte
im Knopfloch. Erkennungszeichen, mit dem ein Gentleman sich schmückte,
um beim großen Abschlußball der einsamen Herzensbrecher
die Kavalierkonkurrenten auf den Tanzparketten auszustechen.
Denn nur der schönste Casanova oder Don Juan
kam bei den feinsten einsamsten Damen an.
Und dann wirbelten die Gigolos als stolze stumme Verehrer
die Frauen ganz nach ihrem weiblichen Begehren und Verzehren
im Walzer-, ChaCha-, Samba-, Foxtrottschritt.
Und dabei drehten sich die Knopflochblumen mit.
Der Himmel hing nicht voller Geigen und war kein blauer,
ein bunter Lichterkreis nur im Orchesterklang der Gassenhauer.
Und weiße Wölkchen, die im Vorüberziehen vor Traurigkeit welken –
die Nelken.

11

Frage:
Sag, wer mag das Blümchen sein,
dass da steht im Berg allein
mit den edelweissen Blättelein?
Anwort:
Ach wie gut, dass niemand -weiss,
dass ich Edel- heiss.

12

Vergissmeinnicht, Vergissmeinnicht.
Ist über Liebe und Treue nicht
schon jedes erdenkliche Gedicht
gesprochen und geschrieben?
Nein! Denn wenn wir uns lieben
von Angesicht zu Angesicht,
ist es gereimtes Schweigen, das spricht:
Vergissmeinnicht, Vergissmeinnicht.

13

Sitze ein wenig betrübt, weil unverliebt vor mich hin ganz ohne Gefühl und Verstand und tieferen Sinn für mich und ein fernes dich und schaue ein trauriges Langeweilchen zum gerade blühenden Veilchen bis mein Blick auf Leben, Liebe und Welt sich von trist und grau entwöhnt, auf veilchenblau erhellt und mich mit mir versöhnt.

14

Eines schönen Tages dachten die Tulpen aus Amsterdam beim Betrachten des Blumenmarktes an den Grachten es wäre doch Zeit einmal zu beachten, dass es noch andere Blumen gäbe, die es wert wären, sie gesanglich anzuschmachten.

Und so wachten die Tulpen aus Amsterdam beim Übernachten auf dem Blumenmarkt an den Grachten bis sie ihr Sinnen und Trachten endlich wahr machten. Sie brachten sich heimlich an Bord einer der vor Anker liegenden Yachten, um sich selbst ins Ausland zu verfrachten und etwas von der Welt zu sehn und nicht zuletzt dem Schlagerlobgesang auf sich selbst zu entgehn.

Und wie sie dann lauthals lachten die Tulpen aus den Amsterdamer Grachten als sie ganz unverhofft auf ihre Leid- und Liedgenossen trafen - Weiße Rosen aus Athen.

15

Azaleensüchtig im Rotfieber Augenbrandstiftung wenn das sprühende Blühende aus dem Feuerwerksgehölz spritzt wie detonierte Tempera wie zerhacktes Pastellgrell wie entwässertes Aquarell Büttenblütenblätter azaleenflüchtig der Rotrest wie Rost ins Erdreich skizziert welke Patina auf die Netzhaut tättowiert für immer und ewig das blütenwütende Gedächtnis.

16

Zum Bezeugen gezeugt? Remember September - nine eleven.  Im 42. Lebensjahr stürzten brennende Türme auf den gedeckten Tisch - Tortentrümmer. Der Rauchrest ausgeblasener Kerzen, erloschen wie tausende Leben in meinem, schwelendig. Aus der schreiend verstummenden Asche wuchsen mir schrecklich schöne Astern ins verwesende Herz, die jetzt unaufhörlich Abschied feiern auf dem Jahre zählenden Grab meiner Geburt.

17

Erzähl mir von den Orchideen-Feen, die das Lebewesentliche in Pipetten entstehen sehen; wie die Spur Natur die Bakterienkultur erlöst von Ihrer ewig genährten Künstlichkeit hin zu einer stolzen edlen Züchtung von erblühender Vergänglichkeit.

18

Dirnen, die Dornen tragen auf der Schulter, erblühen kurz, wenn sie von schwitzenden Betten in die Regenschluchten treten, wo Wolken wie Neon abperlen von ihren tintenroten Blüten, die für einen Moment Freiehit einatmen und im ersehnten Traum nach Liebe duften. Ihr Welken jedoch beginnt abermals und abermals, sobald sie sich entblättern für die nächsten Freier, die kurz an ihnen riechen, sich in ihnen erhitzen und vergießen, bevor sie die zarten Asphaltrosen brechen und zurückwerfen aufs nackte kalte Kopfsteinpflaster, wo ihnen aus Rinnsteinen dampfendes Laternenlicht die nächste Dorne in den Dirnenleib sticht. In den frühen Morgenpfützen trocknen die Rosenreste, die den unrasierten Tag mit tiefroten Tränen für eine weitere verkaufte Nacht tättowieren.

19

Für uns soll´s weiße Rosen regnen,
uns soll der Himmel auf Erden begegnen.
Wir wollen uns hier und heute schwören,
dass wir für immer zusammen gehören.

Für uns soll´s weiße Rosen regnen,
uns soll Gesundheit und Leichtigkeit segnen.
Wir sind vom ersten bis zum letzten Blick
ein Herz, eine Seele, untrennbares Glück.

Für uns soll´s weiße Rosen regnen,
wir wollen einander stets nur begegnen
in Achtung und Würde und voller Vertrauen,
auf Freiheit, Gleichheit und auf Liebe bauen.

Für uns soll´s weiße Rosen regnen,
uns soll der Glaube an das Leben segnen.
Wir wollen es teilen und stets bedenken,
dass wir uns jeden Tag neu beschenken.

Für uns soll´s weiße Rosen regnen,
uns sollen nur gute Zeiten begegnen.
Doch selbst an den schlechteren Tagen
wolln wir uns halten, schützen und tragen.

Für uns soll´s weiße Rosen regnen,
uns sollen Gott, Familie und Freunde segnen.
Wir werden keine Sekunde bereuen,
die ganze Welt soll sich mit uns freuen.

20

Im Februar wird jedes neue Jahr ab dem neunten schön.
Wenn die eisigen Winde nicht mehr ganz so frostig wehen,
lassen sich die ersten tapferen Schneeglöckchen sehn,
um mit Grün und Weiss dem Wintergrau zu wiederstehen.

Der Februar, was mich betrifft, ist insbesondere wunderbar,
weil er dich, Liebste, in Welt und Leben als Wunder gebar.
Mit einem Sonnenmund, bei dessen Lachen der Schnee auftaut.
Mit behutsamen Händen, die Frühling zeichnen auf meine Haut.

Mit diesen erdbraunen Augen vor allem, für die ich so schwärme,
weil sie mit jedem liebevollen Blick mir Herz und Seele erwärmen.
Sehe ich die Schneeglöckchen blühen, kann ich dich aus ihnen lesen –
zart und zerbrechlich, dabei beharrlich und stark ist auch dein Wesen,

so neugierig, lebendig, voll irdischem Trotz und himmlischem Mut.
Deine frische, freie, frohe Natur tut meinem Weiterwachsen gut.
Ja der Februar, der Februar ist mein Garten Eden seit ich dich kenne,
weshalb ich dich auch Schneeglückchen meiner Herbsttage nenne.